Posts tagged ‘Covid-19’

CfC zum CADAAD Sonderheft ‚Discourses of Covid-19 and the Reconfiguration of the Political‘

We invite contributions to the special issue “Discourses of Covid-19 and the reconfiguration of the political” to be published in the CADAAD Journal and the related authors‘ workshop. The special issue will present contributions that decipher what reconfigurations of the political have unfolded in and through the pandemic when looked at from a discourse perspective.

Editorial. Covid-19 and the reconfiguration of the political

Die Herausgeberinnen dieser ersten Ausgabe des Krisen-Diskurs-Blogs sind stolz darauf, eine Sammlung sorgfältig gestalteter Blogbeiträge präsentieren zu können. Sie befassen sich mit den Auswirkungen der Pandemie auf „das Politische“, auf das, was unseren politischen Kampf und unsere politischen Identitäten in der Ära der Pandemie ausmacht. Aus dieser Sammlung erwächst ein nuancierter Blick auf „das Politische der Pandemie“ und auf den Beitrag, den Diskursanalyse dabei leisten kann, die Implikationen von Covid-19 zu erkennen. Die Ausgabe demonstriert, welche komplementären oder alternativen Einsichten sich durch die verschiedenen Traditionen der Diskursanalyse und durch verschiedene Genres kritischer Lektüre offenbaren.

Solidarity and the signification of compliance

Dieser Blogbeitrag analysiert die Verwendung des Konzepts der Solidarität im Kontext der Covid-19-Krise. Es wird argumentiert, dass das Konzept eine zentrale Rolle bei der Darstellung der versicherheitlichten Trennlinie zwischen dem hegemonialen und dem gegenhegemonialen Diskurs spielt, sowie dabei wie sie das Wesen der aktuellen Krise konstruieren. Der Beitrag zeigt, dass und wie der Begriff der Solidarität zu einem Konfliktfeld für die zugrunde liegenden Interpretationen der Krisensituation geworden ist. Dieser Prozess hat auch zu einer Bedeutungsverschiebung des Begriffs Solidarität geführt. Während dies in mehreren Ländern der Fall zu sein scheint, liegt der Fokus in diesem Blogpost auf dem deutschen Kontext.

Triumph or failure? A biopolitical view on the COVID-19 crisis responsera

Das Konzept der Biopolitik wurde während der Covid-19-Pandemie häufig verwendet. Allerdings verengte sich der Blick meist auf Praktiken von Disziplinierung und Macht, die zum Schutz der öffentlichen Gesundheit eingeführt wurden, und die daraus resultierende Normalisierung von Ausnahmezuständen. Diese enge Lesart von Biopolitik erlaubt es uns jedoch nicht, tragfähige Alternativen zu entwickeln. Dieser Blogbeitrag schlägt vor, Biopolitik als ‚biegsamen Begriff‘ zu verstehen. Er versucht eine nuanciertere Lesart, die das affirmativen Potenzial des Begriffs hervorhebt. Diese Lesart könnte dabei helfen, Vorstellungen zu entwickeln, wie wir aus der derzeitigen biopolitischen Sackgasse kommen. Die E-Biopolitik Estlands dient als Beispiel.

Caught in institutional logic: Swedish public health campaigns targeting migrants

Der Beitrag diskutiert regionale Informationskampagnen, die sich an sozial schwache, mehrsprachige Menschen in Schweden richten. Mit Bezug auf eine Informationskampagne zur Gesundheitsversorgung für Migranten von 2015/16 wird das Spannungsverhältnis zwischen dem institutionellen Ziel, das Verhalten von Individuen zu beeinflussen, und den praktischen Bedürfnissen der Zielgruppe erörtert. Unter Anwendung eines praxeologischen Ansatzes argumentiere ich, dass solche Informationskampagnen oft in einer institutionellen Logik verharren, die durch rechtliche, medizinische und prozedurale Faktoren begrenzt ist und abseits von den Lebensumständen der Zielgemeinschaft operiert. Das Aushandeln dieser gegensätzlichen Kontexte kann durch sogenannte health brokers erleichtert werden.

Crisis and exceptionality

Dieser Beitrag diskutiert den Begriff der „Krise“, klärt seine Beziehungen zum Ausnahmezustand und hinterfragt die Brauchbarkeit des Krisenbegriffs im Kontext von Corona. Anhand einer Begriffsklärung wird argumentiert, dass Notfallmaßnahmen mit Krisen Hand in Hand gehen. Die Überschneidung von Krisenpolitik und Politik des Ausnahmezustands erschwert unsere analytischen Möglichkeiten und legt nahe, beim Nachdenken über Krisen dem Handlungsvermögen mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Es wird eine kritische Lesart des Ausnahmezustands vorgeschlagen, die sich vor allem auf die Arbeiten von Agamben und Neocleous stützt, um die Brauchbarkeit des Krisenbegriffs im aktuellen Kontext zu erhellen.

A reversal mirror of the responsible subject. Chronicles of Italian mainstream representations of anti-vaxxers

Die Zahl der Gründe, sich nicht impfen zu lassen, lässt sich kaum aufzählen, aber das Wort No Vax (Impfgegner:in) ist zu einem zentralen Begriff im Wörterbuch der italienischen Mainstream-Medien über das Krisenmanagement der Pandemie geworden. Seit Beginn der Impfkampagne, werden Impfgegner:innen von den italienischen Medien als einheitliches Subjekt dargestellt. Diese Darstellungen, so wird in diesem Beitrag argumentiert, artikulieren implizite Diskurse über das Spiegelbild der Impfgegner:innen: verantwortungsbewusste Bürger:innen. Diese Snapshot Analyse schlägt provokativ eine diskurstheoretische Gouvernementalitätanalyse ausgewählter journalistischer Darstellungen von Impfgegnern:innen als konstitutive Andere, im Sinne diskursiver Elemente, die darauf abzielen Regierungspraktiken im COVID Krisenmanagement zu stabilisieren, vor.

Targets in Czech Digital Covid-related Humour

Der Blogpost analysiert die „Zielscheiben“ im tschechischen Covid-bezogenen digitalen Humor. Das Material für die Studie sind humorvolle Meme von tschechischen Nutzern sozialer Medien, die von Dezember 2019 bis Februar 2021 im Rahmen eines Universitätsprojektes gesammelt wurden und etwa 1000 Beispiele umfasst. Der Beitrag kartiert, welche Zielpersonen und -gruppen in den gesammelten humoristischen Memen auftauchen, welche Rolle ihnen in der Pandemiesituation zugeschrieben wird und welche allgemeinen Diskursstrategien diese Konstruktion spiegelt. Die Analyse zeigt, dass Humor Gegensätze zwischen In-Group und Out-Group schafft und beleuchtet die dominanten Tendenzen, die jeweiligen Gruppen und Personen als Schuldige, Bedrohung, Rivalen oder Schafe darzustellen.

The manyfold (de-) securitizations of Covid-19

Die Corona Pandemie wird häufig als universelle Versicherheitlichung (securitization) beschrieben, die zu einem weltweiten Ausnahmezustand geführt habe. Erste Analysen von Corona Diskursen in verschiedenen Ländern zeigen jedoch, dass Versicherheitlichung keineswegs die universelle Antwort auf die Pandemie war. Diese Forschungsergebnisse werfen Fragen über die Rolle des lokalen Kontexts, aber auch unsere Konzeptionalisierung von Versicherheitlichungen auf: Wann liegt überhaupt eine Versicherheitlichung vor und wie hängen Versicherheitlichung und Ausnahmezustand zusammen? Dieser Blogpost gibt einen Überblick über die bestehende Literatur zur Versicherheitlichung von Corona und fasst die praktischen und theoretischen Fragen, die sich aus ihr ergeben, zusammen.

Covid-19 and exclusion. Discourse approaches and a plea for a media-aesthetic perspective

Viele der Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Pandemie ergriffen werden, beruhen auf Unterscheidungen zwischen sozialen Gruppen. Die Sichtbarkeit und Bedeutung dieser Gruppen, die Gruppen selbst und das ‚Wissen‘ über sie, insbesondere die mit ihnen verbundenen Ein- und Ausschließungen, stellen jedoch keine objektiven Realitäten dar, sondern sind diskursiv konstruiert. Gestützt auf einen Überblick über die diskursanalytische Literatur zu Ein- und Ausschließungen in Covid-19-Diskursen erörtert der Blogbeitrag, wie diese Diskurse das Politische rekonfigurieren. Er plädiert dafür, die Medienästhetik des audiovisuellen Bildes einzubeziehen, um die Multimodalität diskursiv verstärkter Ein- und Ausschließungen zu berücksichtigen.